25.6.2011 Leipzig, Moritzbastei Fantreffen

25.6.2011 Leipzig, Moritzbastei Fantreffen

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Was mich nach dem legendären Festival gestern mit Regen und Co heute weckt ist weit angenehmer: Sonnenschein! Zumindest kurzfristig lacht der über Leipzig, wo wir heute ein kurzfristiges Fantreffen machen. Eigentlich waren wir für ein zweites Blackfieldfestival in Querfurth gebucht, das dann aber relativ kurzfristig abgesagt wurde. Und so dachten wir uns, wenn wir schon in der Gegend sind, können wir den Tag auch sinnvoll verbringen. Gesagt – getan. Der Veranstalter des ausgefallenen Festivals buchte uns in die Moritzbastei. Und hier beginnt ein weiterer Tag voll Highlights, aber leider auch voll Fragezeichen über den Köpfen. Doch dazu gleich mehr…
tattoo
Erst einmal habe ich Hunger und laufe mit Teufelchen und Sean zum Bäcker Lukas, der prima Kaffee kocht und leckere Brote belegt. Satt und (noch) zufrieden laufen wir zurück zur Moritzbastei, wo schon ein Teil von Crew und Band vor der Türe in der Sonne sitzen. Wir sind gut gelaunt, zumindest, bis einer der Basteibetreiber zu uns tritt und uns verkündet, dass er eigentlich weder Personal noch Zeit und wahrscheinlich auch einfach keinen Bock hat, diese Veranstaltung heute hier in seinen heiligen Hallen zu haben. Prima! Da fühlt man sich doch gleich willkommen! Kein Bock ist die eine Sache, ein entspannter zwischenmenschlicher Umgangston eine ganz andere. Und genau der scheint irgendwo in den Ecken und Nischen dieses alten Gewölbes abhanden gekommen zu sein. So bekommt Thomas auf die Frage, ob es noch eine zweite Toilette außer der am anderen Ende gibt, die Antwort: „Schau doch selber!“ Da sage ich: Danke fürs Gespräch! Die „Freundlichkeit“ zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Tag und alles was wir tun scheint die reinste Qual zu sein. Duschen? Was, wir wollen in der Dusche duschen? Oh mein Gott, niemand konnte ahnen, dass wir hier offensichtlich eine weitere heilige Stätte entweihen…

Beim Blick auf die Bühne ist schnell klar, dass wir hier kein Schlagzeug werden aufbauen können und so entscheiden wir uns kurzerhand für eine improvisierte Akustikshow. Stefan spielt Cajon, die braucht viel weniger Platz und ich lasse Boxen und Amps ebenfalls im Truck. Wir checken kurz den Sound, dann ist auch schon Einlass. Die große Frage für uns ist allerdings: Wo denn eigentlich? Wie kommen die Fans ins Gebäude und wie kommen wir selbst wieder zum Ort des Geschehens? Irgendwann ist das alles geklärt und wir führen die ersten Gespräche, unterschreiben fleißig und lassen Fotos machen.

Und dann ist es soweit und wir betreten die briefmarkengroße Bühne. Die Stimmung ist bombig, es wird lauthals mitgesungen und geklatscht und Bifi’s Ersatzmann Stefan begeistert mit „Birgit, Birgit“-Rufen angefeuert. Und auch wenn Thomas während der Show behauptet, mir würde die E-Gitarre fehlen, muss ich zugeben: Es macht einen riesen Spaß, so zu spielen. Es ist einfach ein gegenseitiges Geben und Nehmen bei diesem improvisierten Minigig und die Stimmung nicht zu toppen!

Wir legen uns nach der Show kurz trocken, um dann wieder in die Halle zu gehen und mit den Fans weiter zu feiern. Da passiert die Krönung des heutigen Abends. Um punkt 22 Uhr werden alle aus der Halle gekehrt. Wie wir später erfahren gab es ab 21.30 Uhr auch keinen Getränkeausschank mehr. Ich bin angefressen, aber noch bei Laune. Immerhin verspricht man uns, wir könnten im Café im anderen Teil des Gebäudes weiterfeiern. Ok, dann machen wir das eben. Wir erklären den Fans kurz wo wir uns treffen – und stehen gemeinsam vor verschlossenen Türen im Regen.
Das einzige, was mich dazu bringt, nicht wütend zu werden, sind unsere obercoolen Fans, die sich den Spaß nicht verleiden lassen und kurzerhand im Regen mit uns weiter feiern. Wir belagern die Sonnenschirme, die uns so halbwegs trocken halten und sitzen noch solange zusammen, bis wir an Bord steigen und abreisen.

Es war ein sehr nettes Fantreffen dank unserer Fans, was die Moritzbastei dagegen abgezogen hat habe ich in 13 Jahren Bandgeschichte noch nicht erlebt! Wir und unsere Fans waren immer freundlich, niemand hat randaliert, es wurde Umsatz gemacht und trotzdem wurden wir allesamt behandelt wie die letzten Idioten. Man kann eine Veranstaltung von vornherein ablehnen, das ist ok! Wenn man sich aber darauf einlässt, dann muss man auch das Beste daraus machen. Und ein gewisses Maß an gegenseitigem Respekt und Umgangsformen beibehalten!

Wir ziehen einen dicken schwarzen Strich unter diesen Teil des Tages und fahren weiter in Richtung Blackfieldfestival in Gelsenkirchen. Duce spielt unterwegs DJ und die Party beginnt mit NDW, steigert sich im Laufe der Nacht zu Heavy Metal und da finde ich irgendwann den Absprung in die Koje.

Hipp Höpp

Ducky