25.1.2012, Magdeburg, Factory

25.1.2012, Magdeburg, Factory

Guten Morgen, liebes Tagebuch,

nach einer Nacht im eigenen Bett geht es heute zurück nach Gröbenhell zur nächsten Etappe unserer Traumtänzertour Teil zwei. Nach stürmischer Reise erreiche ich den Proberaum, wo bereits der Nightliner auf uns wartet. Fahrerin Jana hat es sich nicht nehmen lassen, alle Betten frisch zu beziehen. Hotelservice pur!
Wir haben uns für die eine Nacht gar nicht erst die Mühe gemacht, unser Gepäck aus der Bay im Busbauch zu nehmen, so können wir ohne Umschweife aufbrechen nach Magdeburg.
Es wird eine lange oder vielmehr kurze Nacht mit vielen Gesprächen, bevor es mich gegen 5 Uhr morgens in die Koje weht.
magdeburg25-1-12-10
Als ich aufwache sehe ich das gewohnte Factorygelände, das immer noch nach Mad Max meets Terminator aussieht. Überall runtergekommene Fassaden, halb eingestürzte Mauern, zerbrochene Glasscheiben, Müll…. Schön ist deutlich anders!

Auch die Halle selber ist nicht das, was man sich unter „gemütlich“ vorstellt. Es ist kalt, feucht und riecht nach Schimmel und Moder. Immerhin gibt es einen kleinen Wellnessbereich mit Sauna, die von unserer Crew irgendwann eingeheizt wird, dass sie ihre durchgefrorenen Körper etwas auftauen können. Ich habe dagegen eine Wahlmöglichkeit und die heißt heute eindeutig: Bus! Hier gibt es funktionierendes W-LAN, es ist warm, trocken UND gemütlich. Was will man mehr?! Vielleicht ein gutes Frühstück? Es gibt immerhin eine portable Gaskocherplatte und Eier. Also kann ich mir ein Rührei bauen. Der Rest vom Catering ist überschaubar und so wackel ich mit einer Tasse Kaffee wieder in den Bus. Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein. Oder so…

Zum Soundcheck können wir dann den raffinierten Bühnenaufgang ausprobieren. Dank Platzmangel geht es über eine lustige Treppenkonstruktion über meinen Gitterriser auf die Bühne. Ich gehe also als Letzter und bleibe gleich stehen. Wir sind schnell fertig mit dem Check und bis zum Abendessen verkrümel ich mich wieder – richtig – in den Bus!

Nach der Nahrungsaufnahme beginnt der Einlass. Magdeburg ist nicht gerade unsere Hochburg und ist die Factory gut gefüllt, aber Überfüllung sieht anders aus. Burn beginnen den Abend derweil wir uns umziehen und auf den Abend einstimmen.
Punkt neun Uhr betreten oder vielmehr erklettern wir die Bretter. Und spätestens jetzt ist egal, was vorher war, das Publikum ist in Feierlaune und wir ebenso und so gibt eine Party im etwas kleineren Rahmen!

Hinterher wird schnell geduscht und dann unter die Fans gemischt. So klingt der Abend aus und gegen 1 sitzen wir alle an Bord um in Richtung Hannover zu starten. Ich bin hundemüde und verabschiede mich gegen 2 in die Koje. Dabei verpasse ich das Beste des Tages, das euch aber nicht vorenthalten sein soll. Des halb übergebe ich an dieser Stelle an meinen Co-Autor Thomas….

Hipp Höpp

Ducky
POST SCRIPTUM:

Guten Abend, liebes Tagebuch!

Bestandsaufnahme: Es ist 3 Uhr morgens, die Besatzung des Busses hat sich auf die Hälfte reduziert (die andere liegt friedlich in den Kojen) und ich (Sänger er ist) hat ein Problem!
Er, also der Sänger, hat Darm!
Auf Deutsch: Ich muss noch mal, und nachdem auf einem Busklo nur „Kleinklein“ erlaubt ist, bitte ich Jana – unsere Chauffeurin – um einen Tankstellen- bzw. Rasthof-Stop.
„Das trifft sich gut“, meint sie, „der Brian (der Chauffeur vom Crew-Bus) und ich müssen sowieso noch tanken.“
ARAL heißt die Stätte des Bösen, bzw. schlechten Services…
Ich steige aus. Ich stehe in gewisser Weise unter Druck und suche hektisch die stille Örtlichkeit.
Mist!
Abgeschlossen.
„Bei Bedarf bitte Schlüssel am Nachtschalter holen.“ So steht es geschrieben an der Toilettentür…
Na gut, jetzt heißt es Arschbacken zusammenkneifen und diesen verfluchten Nachtschalter finden.
Gesagt, getan.
Tatort Nachtschalter: Ich stehe vor einer hell erleuchteten Scheibe und blicke auf einen gelangweilten HONK (Hilfskraft ohne nennenswerte Kenntnisse), der eine belanglose und nicht ernst zu nehmende Zeitung liest (Bild) und klopfe arglos an die Scheibe. Nach einer gefühlten Ewigkeit, bewegt er sich doch und schaut, immer noch gelangweilt, auf.
„Bitte?!“
„Ich bräuchte mal den Schlüssel für die Toilette.“ antworte ich.
„Ne!“
Häh???
„Wie, neeee???“ meine verwunderte Frage.
„Von 22 Uhr bis 5 Uhr sind die Toiletten geschlossen!“ Sprach es und wandte sich wieder seiner BILDenden Lektüre zu.
„Ja, und was soll ICH jetzt machen? Soll ich mir in die Hose scheißen?“ war meine berechtigte Frage.
Der Typ wendet sich mir zu, grinst süffisant, und meint: „Da hinten ist ein Busch!“
Ich bin völlig fassungslos!
In welchem Film bin ich???
Passt ihm meine Frisur nicht, meine Nase, mein Bart?
Ich versuche es erneut:“ Bitte ich…“
Ignoranz.
Ok, es geht auch anders.
Er, also der Sänger, bekommt Puls und nen roten Kopf.
Hektisch drehe ich mich um und brülle den Busfahrern zu, dass sie ihre Tankvorbereitungen sofort abrechen mögen. Es sei kurz angemerkt, dass eine Tankfüllung bei einem Bus ca: 900 Euro beträgt. Dieser Mensch in der Aral, hat seinem Chef also mal eben 1.800 EURO Umsatz versaut…
Gesagt, getan!
Jana und Brian hängen die Tankrüssel unverrichteter Dinge wieder ein und wir verlassen die Service-Wüste.
Schönen Abend noch, Du Arschkrampe!
Die nächste Tankstelle wird sich freuen… und mein Darm auch!

HIPP HÖPP,
Thomas