7.3.2014 Wiesbaden, Schlachthof

7.3.2014 Wiesbaden, Schlachthof

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Nach einer kleinen Faschingspause, in der dann auch prompt Annas gesunder kleiner Faschingsprinz Luis Adrian auf die Welt kam, geht unser Tourstückwerk weiter. Diesmal sind Wiesbaden und Stuttgart an der Reihe. Wir treffen uns am Donnerstagabend im Proberaum und warten auf den Nightliner. Der chinesische Italiener über uns liefert gekühlten Hopfensaft, um diese Zeit zu überbrücken. Und wir haben uns viel zu erzählen, immerhin haben wir uns ganze zehn Tage nicht gesehen…

wiesbaden

Zur Deutschlandtour haben wir, dank nicht stattfindendem Schweizer Zoll, einen zweiten 40 Tonner dabei und zwei zusätzliche Techniker: Markus und Julia. Sie unterstützen die Licht- und Tonfraktion. Dringend nötig bei zwei Trucks voll Equipment. Endlich darf sich unser Lichtgott Martin voll austoben und muss nicht nehmen, was vor Ort so rumliegt oder hängt.

Die Stimmung ist entsprechend ausgelassen, Thomas und Stefan konnten sich an den freien Tagen von ihren grippalen Anflügen, die sie sich dank versuchter Kindernasen geholt haben, kurieren und wir freuen uns, wieder auf der Straße zu sein. Gegen halb 12 sammelt uns der Nightliner auf und es geht los nach Wiesbaden. Hier waren wir in unserer Karriere genau einmal. Das muss so ungefähr 13-14 Jahre her sein und damals waren wir Vorband bei einer Beatles-Coverband. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei!

Wir sitzen lange im Bus zusammen, bis die Kojen rufen und am nächsten Morgen erwache ich erstaunlicherweise relativ spät für meine Verhältnisse. Ein ereignisreicher Tag liegt vor uns. Doch davon weiß ich um die Uhrzeit gerade mal die Hälfte…

Der Tag beginnt mit Tourroutine. Unten werden die Trucks ausgeladen, oben im Backstagebereich richte ich mir meinen Arbeitsplatz ein, suche den W-Lan-Code und mache mich an den täglichen Mailwahnsinn. Heute gibt es ein paar Meet and Greets und ich schaue, dass ich rechtzeitig mit Büroarbeit durch bin. Zwischendurch gibt es 1.SC Handmaul Fussballtrikots, die wir zugunsten von Viva con Agua verkaufen, zu signieren. Und dann ist auch schon das erste Treffen. Um fast pünktlich 16 Uhr haben wir Soundcheck. Fast pünktlich, weil 16 Uhr alle verstanden haben außer… Na, wer errät es? Richtig, genau der…

Der Soundcheck verläuft gut, alles ist schnell auf dem Punkt. Und dann nimmt der Tag eine ungeahnte Wende. Ally, eben noch als Annaersatz auf der Bühne, geht es plötzlich gar nicht gut. Sie muss ins örtliche Krankenhaus und wir bleiben ratlos zurück. Was jetzt? Absagen? Ohne Geige zocken? Oder? Vielleicht vorsichtig bei Tobi anfragen? DAS ist der Plan. Gesagt getan, Stefan klingelt beim grünen Geiger durch und der kann tatsächlich innerhalb einer Stunde vor Ort sein. Phuuuuu! Das nennt man wohl Tobi im Unglück gehabt…. Von Ally erfahren wir, dass wohl alles soweit ok ist, sie aber 2-3 Tage zur Beobachtung stationär bleiben muss. Mensch Ally, kurier dich aus! Was für ein Zufall, dass Tobi Zeit hat und sich die Songs auch schon draufpacken konnte. Rettung in letzter Minute. Gegen halb 8 ist er da und wir spielen backstage noch zwei Nummern an. Das beruhigt uns mehr als Tobi, denn der ist bereits erschreckend gelassen und cool und wir merken auch nach wenigen Takten: Das läuft und ab jetzt können wir uns wieder auf die Show freuen! Zu Recht! Nachdem die Kammer mit ebenfalls verrüsselseuchtem Sänger den Abend eröffnet haben, startet nach kurzem Umbau unsere Show. Intro ab und los auf die Bretter. Es läuft ab der ersten Nummer rund. Über ein paar Stellen im Set rettet sich Tobi mit geschickter Improvisation und spielt, als wäre er jede Probe mit dabei gewesen. Das Publikum weiß das zu schätzen und so wird es ein toller Abend vor voller Hütte. Wiesbaden, wir kommen wieder, nicht erst in 13 Jahren und auch ohne Beatles-Coverband….

Nach der Show springe ich schnell unter die Dusche, dann geht es raus zu den Fans, die schon zahlreich auf uns warten. Gegen 1 verabschiede ich mich, um meine Sachen zu packen und dann geht es irgendwann in den Bus, um die „wahnsinnige“ Distanz nach Stuttgart zurück zu legen. Es wird noch lange gefeiert und gelacht, ist doch jedem heute ein doppelter Stein vom Herzen gefallen: Ally geht es soweit gut und Tobi ist am Start. Da darf man schon mal ausgelassen sein! Nichts desto trotz denke ich auch an den heutigen Tag und so verabschiede ich mich gegen halb 4 in meine Koje. Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky