4.8.2012, Wacken, W.O.A

4.8.2012, Wacken, W.O.A.

Guten Morgen, liebes Tagebuch,

Heute heißt mein Wecker Stefan. Um kurz nach 10 erscheint er vor meiner Koje und erklärt, dass in einer Stunde der Shuttle für unser WETO-Equipment kommt. Ok, also schnell aufstehen, hygienisieren, frühstücken und den Backstagebereich erkunden. Viel Backline haben wir für unsere Männerband nicht dabei, unser Equipment steht bereits auf der Partystage, wo wir mit Schandmaul spielen. Für WETO muss heute eine komplette Mietbackline reichen und wir nehmen lediglich Gitarren, Bässe und unseren virtuellen Keyboarder mit. Letzterer wird heute zum Großeinsatz kommen, doch davon ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts…
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Der nette Shuttlefahrer erklärt sich bereit, unsere Sachen in unserem Backstagebereich abzustellen und so können wir uns die Fahrt erst einmal sparen. An dieser Stelle seien die Facebookfragen zum Thema: „Habt ihr da auch ZWEI Backstageräume?“ beantwortet: Ja, haben wir. Einen in der Artist Village mit Schandmaul, einen bei der Wetstage mit WETO, wobei letzterer geräumiger und auch gemütlicher ist…

Um 13.30 geht der nächste Shuttle zu unserem ersten Auftrittsort und bis dahin bleibt Zeit. Zeit zum Umziehen – Stefan, Hiasl und ich spielen WETO heute in der bayerischen Krachledernen – zum zweiten Frühstück und zum Vorbereiten der Setlisten etc.

Manch einer mag sich fragen, warum man dann für die rund 800 Meter vom Nightliner zur WetStage einen Shuttle braucht: Über Nacht hat es hier so stark geregnet, dass ganz Full Metal Village eine einzige Schlammwüste ist. Nicht sehr gut kompatibel mit Bühnenklamotte und Co. Also lieber den Artist Shuttle genommen und Dank Einbahnstrassenregelung sieht man so auch noch was vom Gelände… Vor Ort eingetroffen, bekommen wir unsere Mietverstärker und Mietdrums gezeigt. Alles ganz ok-es Zeug.
Die WetStage befindet sich in einem riesigen Zelt mit einer Kapazität von rund 9000 Menschen und ähnlich wie die beiden Hauptbühnen werden hier zwei Bühnen nebeneinander im Wechsel bespielt.
Jetzt warten wir auf Heiner. Der macht nahezu Matthias Konkurrenz, was das Thema Zeitmanagement betrifft. Zwar hat er Urlaub, aber das mit dem RECHTZEITIG losfahren hat sich bis nach Emden auch noch nicht rumgesprochen. Kurz vor der Show ist klar, dass der Nordmann es NICHT schaffen wird und wir schicken ihn zurück nach Hause. Jetzt kommt der virtuelle Heiner zum Einsatz. Ein kleiner elektronischer Freund, der immer pünktlich ist, sofern man ihn nicht vergisst, der einem kein Bier wegtrinkt, immer in tune und immer tight ist. Schön, wenn’s trotzdem läuft…
Wir rocken unsere 30 Minuten vor gut gefülltem Zelt und haben mit Jutta und Ally sogar unsere eigenen Groopies am Start.

Nach dem ersten Konzert an diesem Tag fährt uns der Shuttle zurück zum Backstagebereich, wo wir uns langsam von WETO auf Schandmaul umstimmen können. Ich tue das in meiner Koje, wo ich mich noch einmal eine Stunde aufs Ohr lege, bevor es Zeit zum Abendessen ist. Das Catering in diesem Jahr weiß tatsächlich zu überzeugen! Bisher war das in Wacken eher so, dass man sich einen privaten Grill gewünscht hat. Dieses Jahr ist es aber echt gut! Das Wetter spielt ein wenig seine Launen aus und Sonne und Regenschauer wechseln sich munter ab.
Für Toilettengänge ist immer gut Zeit einzuplanen, weil das „Royal WC“ zwar optisch toll, mit drei Pinkelbecken und 2 Schüsseln für ALLE Bands samt Crew aber einfach ein schlechter Witz ist. Und so stehen diesmal die Männer an, denn Frauen gibt es im Rock’n Roll Geschäft deutlich weniger.

Um kurz nach 21 Uhr trudeln wir langsam auf unserer Bühne ein. Wir spielen zeitglich mit den alten Herren von den Skorpions, aber alle Befürchtungen, dass dann zu uns niemand kommt, zerschlagen sich sehr schnell. Es ist gesteckt voll vor unserer Bühne und bereits vor unserem Auftritt werden „Schandmaul“-Gesänge angestimmt. DAS gibt Energie…
Thomas ist in absoluter Hochform und weiß die Menge selbst bei heftigstem Sturm und sintflutartigen Regenfällen bei Laune zu halten. Tausende Menschen feiern mit uns diesen geilen Abend und bis zum Horizont sehe ich nur Hände in der Luft. Das macht einen Stolz und man weiß mal wieder, wofür man das tut.

Nach dem Konzert machen wir uns recht schnell auf den Weg zum Bus, es liegen schließlich rund 900 Kilometer Fahrt vor uns. Die verkürzen wir uns zunächst mit dem allseits beliebten Hiasl-Mikado, das heute ganz neue Dimensionen erfährt… Wie kann ein Mensch so tief schlafen…

Gegen halb 4 verabschiede ich mich in meine Koje. Gute Nacht Welt!

Hipp Höpp

Ducky