30.6.2016 – 2.7.2016, Straubing, Graz, Wien

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Der Sommer bzw die Jahreszeit, die man so bezeichnet, hat begonnen. Ein Unwetter jagt das nächste und so sind wir gar nicht traurig, dass etliche der als Open Air geplanten Shows mit Unheilig aus „produktionstechnischen Gründen“ in irgendwelche Hallen verlegt wurden. Ausgerechnet an diesem Wochenende aber beschließt die Sonne einmal, die Wolken zu vertreiben. Und gleich herrschen Temperaturen, die man so gar nicht mehr gewohnt ist.

Heute geht es erst einmal nach Straubing, gar nicht weit weg von meiner niederbayerischen Heimat Niederbayern. Da eine Anreise nach München, dort umsteigen in den Nightliner und retour nach Straubing wenig bis überhaupt keinen Sinn machen würde, treffe ich mich mit Anna und wir fahren mit ihrem Auto. Das wird dann nachts an die Autobahn gestellt und dort schmeißt uns der Busfahrer auf dem Rückweg von Wien wieder raus. Gut geplant ist halb gewonnen…
In Straubing wird heute das Bluetone Festival bespielt. Ein großes Zelt, ein stattlicher Achtmaster, bildet das Herzstück. Rundherum gibt es Biergärten und im Backstagebereich befindet sich das Catering. Die Garderoben sind im Stadttheater auf der anderen Seite des Festivalgeländes untergebracht und wer nicht durch selbiges latschen möchte, dem stehen Shuttlefahrer zur Verfügung, von denen sich einer gar als Freund meines Nachbarn entpuppt. Die Welt ist ein Dorf…
Im Zelt ist derweil alles aufgebaut, Unheilig haben gesoundcheckt und somit sind wir dran. Unsere Crew und auch einige aus der Crew des Grafen packen an und so entsteht ein super gutes Team. Hut ab vor unseren Jungs Micha, Cese und Marc und dann ist da noch Popp, Backliner bei UH, der mit einer Selbstverständlichkeit bei uns mithilft, dass es eine wahre Freude ist. Ich bin begeistert!

Der Abend beginnt mit den Jungs von Megaherz, dann haben wir nach dem mbau eine halbe Stunde Spielzeit, bevor der Graf sein letztes Straubingkonzert gibt. Gegen Ende seines Auftritts versammeln wir uns am Merch und stehen für Fotos und Autogramme zur Verfügung. Jetzt heißt es noch Duschen, Sachen packen und losfahren in Richtung Graz. Meine Koje ruft mich sehr laut…

In der Nacht erwache ich mit einem immer mal wiederkehrenden Nightliner-Albtraum. Nur die Szenerie wechselt, das Ergebnis ist, dass ich aufwache, denke, man hat mich eingesperrt und irgendwo den Ausgang suche, wo natürlich keiner ist. Heute bin ich in einem Ruderboot und jemand hat Bretter über mich gelegt, die ich nicht wegbekomme. Klar, das ist ja auch das Busdach, gegen das ich hämmere. Irgendwann finde ich aber immer den Vorhang und weiß wieder, wo ich bin. Als ich wieder aufwache, sind wir in Graz. Das Busklo läuft bereits über und so mache ich mich sehr früh auf den Weg in die Halle, die zum Glück schon offen ist. Ein Blick auf die Uhr veranlasst mich, mich noch ein Stündchen hinzulegen, bevor es mich zum Frühstück zieht. Das Catering ist den ganzen Tag über der totale Knall im All. Super lecker. Von der Gemüsesaftpresse bis Schnitzel ist alles vorhanden und man hat die Qual der Wahl…
Unser Backstageraum liegt im Keller und ist groß und geräumig. Dafür ohne Tageslicht, aber man kann nicht alles haben. In der Halle ist der Aufbau in vollem Gange und so flaniere ich zwischen Catering, Backstage, Frischluft (die Sonne scheint!!!) und Bühne hin und her, bis wir zum Soundcheck gerufen werden, für den wir heute erstmals richtig Zeit haben, die wir sehr gerne in Anspruch nehmen. Cese und Marc können die Ergebnisse jetzt abspeichern und so starten wir nicht mehr jedes Mal bei null. Das ist gut und deutlich hörbar. Thomas bekommt zum Ausprobieren ein neues Mikrofon verpasst. Optisch sehr „ansprechend“ im silbernen Andrea-Berg-Design. Allerdings mit Kabel, was wiederum zu lustigen Verwicklungen (in des Wortes wahrster Bedeutung…) führt.
Nach dem Soundcheck setzen wir uns alle zusammen und überdenken so Dies und Das. Ist die Setliste gut? Welche Termine müssen noch koordiniert werden und was so zum ganz normalen Bandalltag dazu gehört.

Jetzt bleibt noch Zeit zum Abendessen, dann ist auch schon Showtime angesagt. Unser Livemotor läuft wieder ohne Mucken und wir fangen an, diese kurzen 30 Minuten auszukosten und zu genießen.
Nach dem Auftritt helfen wir kurz beim Abbau, dann geht’s zum Duschen und noch einmal ans Buffet. Nach dem Grafen geben wir wieder eine Autogrammstunde, die heute von einer Dame unterbrochen wird, von der ich gerne wüsste, was das für Drogen waren… Sie singt laut, möchte mit in den Bus und ist an Penetranz kaum zu überbieten. Ein geordneter Rückzug ist schließlich die einzige Rettung. Egal, was du dir da eingeworfen hast, lass es in Zukunft einfach bleiben…
Wir steigen alle an Bord und die kurze Fahrt nach Wien beginnt. Als der Motor läuft, begebe ich mich in meine Koje.

Ich erwache, weil ich im eigenen Saft gare. Ich schlafe hinten links ganz oben unterm Dach, hier knallt die Wiener Morgensonne ungehindert auf den Bus. Die Klimaanlage kommt nicht mehr hinterher und so spült es mich recht früh aus der Koje. Über 30 Grad sollen es heute werden. Im Bus haben wir die längst erreicht… Die Halle heute ist die Kategorie Blechdach und wird sich auch sehr schön aufheizen. Backstage ist in einer weiteren riesigen Halle, natürlich am anderen Ende. Laut Schrittzähler im Handy werde ich bis Ende des Tages nur mit den Entfernungen Bühne – Backstage auf gut 12 Kilometer Laufleistung kommen. Da wäre ein Zapfhahn auf halber Strecke sicher eine gern genutzte Idee gewesen…
Da wir heute im Soundcheck eigentlich noch eine andere Nummer proben wollen, mache ich mir mit Micha einen kleinen Larry, um vor Load Out an mein Amprack und meine Gitarren zu kommen, denn dafür müssen wir noch Sounds basteln und ein WahWah an den Start bekommen. Bekommen wir auch alles hin, nur zeigt sich, dass entweder schlecht kommuniziert wurde, oder was auch immer. So ging ein Teil davon aus, dass wir die Nummer im Soundcheck proben, wenn sie klappt heute Abend gleich spielen. Ein anderer Teil ging nur von Proben aus, aber auf keinen Fall heute spielen. Ich sag’s mal so: Ich hätte mir, Micha und der Trucking Crew einen Batzen Arbeit sparen können, auf der anderen Seite weiß ich jetzt, wie man am digitalen Amp Pedale kalibriert und zuordnet. Irgendwann hätte ich das ja eh gebraucht… Fazit vom Lied ist jedenfalls, dass wir die Nummer heute weder im Soundcheck noch in der Show spielen, sondern erst auf der nächsten Rutsche.

Da heute alles eine halbe Stunde früher stattfindet, bleibt nach dem Soundcheck noch etwas Zeit zum Einstimmen und Umziehen, dann geht es auch schon los. Der Motor läuft immer besser und ich persönlich empfinde den heutigen Abend ganz subjektiv als unseren besten Auftritt bisher im Vorprogramm von Unheilig. Die Luft dagegen ist zum Schneiden und ich freue mich auf eine kühle Dusche hinterher.
IMG_6213Einen Nachteil hat das frühe Spielen heute: Die Autogrammstunde fällt ziemlich genau mit dem Anpfiff zum Viertelfinale Deutschland – Italien zusammen. Hat aber wiederum den Vorteil, dass wir zum Ende der zweiten Halbzeit zurück sind und gemeinsam mit Megaherz die Verlängerung und den Elfmeterkrimi anschauen können.
Es gibt zum Glück etwas zu Feiern und schließlich räumen wir unseren Backstagebereich. Ein letztes Mal geht’s den langen Weg durch die Halle zum Bus und ich verschwinde in der Koje. Die Nacht wird kurz genug, denn gegen 7 Uhr morgens erreichen wir den Autohof, an dem Annas Auto steht.

Gute Nacht

Hipp Höpp

Ducky

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