30.3.2013, Solingen, Taverne zum alten Recken, Wohnzimmerkonzert

30.3.2013, Solingen, Taverne zum alten Recken, Wohnzimmerkonzert

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Ganz schön lang her schon wieder, unser letztes Konzert im Oktober 2012 in Russland.
Viel Arbeit hatten wir in den vergangen Monaten trotzdem, arbeiten wir doch fleißig an einem neuen Album. Langsam stellten sich aber auch gewisse Entzugserscheinungen ein, was das Livespielen angeht und so kam uns kurzerhand eine Idee: Wir spielen ein kleines intimes Konzert irgendwo in Deutschland, Schweiz oder Österreich. Aber wo? Das war die Frage. Und so folgte die nächste Idee: Wir verschenken ein Wohnzimmerkonzert, zu dem man sich per Video bewerben kann. Die Reaktionen waren schlichtweg überwältigend. Weit über 100 Bewerbungen gingen bei uns ein und einen ganzen Tag saßen wir gemeinsam beisammen und hatten viel Spaß bei so vielen tollen Videos. Und dann wurde es zum Schluss ganz eng, letztendlich machten aber Miene und Tiburón das Rennen mit diesem Video!

Unser kleiner Ausflug sollte also nach Solingen ins Hotel Tack bzw. die Taverne zum alten Recken gehen. Mehr wussten wir im Prinzip nicht.
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Am Vortag treffen wir uns zu einer kleinen Probe, immerhin ist das letzte Konzert ein halbes Jahr her und die Köpfe gefüllt mit den Ideen zu den neuen Songs. Also heißt es, tief im Gedächtnis kramen und ein Set zusammen zu stellen.
Abends kommt der Nightliner (mit dem unfassbaren Kennzeichen IM GIRL 1…) und wir laden unser Minibesteck ein. Nix mit großem Setup, so wenig wie möglich und das passt wunderbar in den Bauch vom Bus.

Ein Kamerateam haben wir auch dabei, das uns dieses Jahr begleiten wird, beginnen wir doch heute mit den Aufnahmen zu einem kleinen Dokumentationsfilm für alle Interessierten da draußen… Gegen Mitternacht verlassen wir Gröbenhell und machen uns auf den Weg nach Solingen. Wir sitzen bis in die frühen Morgenstunden zusammen und gegen 4 ruft zumindest mich meine Koje. Mit den Gedanken, was uns im Tack wohl erwarten wird, schlafe ich ein und werde dank innerer Uhr gegen 8 wieder wach. Noch ein paarmal umdrehen, dann stehe ich auf und betrete zum ersten Mal den alten Recken. Der erste Eindruck: Netter Laden, sehr liebevoll gestaltet und eigentlich genau die Größe, die man für so einen Kneipengig braucht. Ich werde sehr freundlich vom Hausteam empfangen und sofort zeigt man mir unsere Zimmer zum Frischmachen. Frühstück ist auch in der Mache und auf Anhieb hat man das Gefühl: das passt hier! Bei Rührei und Bratwürstchen beginnt der Tag herzhaft wie ich es liebe. Und bald kommen auch die Gewinner des Wettbewerbs mit einer ganzen Horde mir bis dato unbekannten Menschen. Es gibt ein großes Hallo und man ist sich auch auf dieser Linie sofort sympathisch. Ich lehne mich mal soweit aus dem Fenster und behaupte, dass das auch für beide Seiten zutrifft. Und so manche erkennt, dass wir gar nicht so groß sind, wie wir auf der Bühne wirken… Wobei ich mich mit meinen 1,86 jetzt auch nicht wirklich klein fühle 😉

Wir beginnen gemütlich, unser Equipment auszuladen und überlassen es Murdock und Cese, sich zu überlegen, wie man die kleine Bühne möglichst effektiv nutzt, dass alles und jeder seinen Platz findet. Schlagzeug in die Ecke, Gitarrenamp vor die Bühne und schon geht das alles irgendwie.

Inzwischen erfahren wir, dass es hier mehrere begeisterte Hobbymusiker gibt und bekommen die ersten Kostproben. Es sollen nicht die letzten sein an diesem Abend.

Gegen 16 Uhr machen wir uns an den Soundcheck, der schon vor ordentlich Publikum stattfindet. Ein paar technische Hindernisse gilt es noch aus dem Weg zu räumen, dann geht es recht fix und wir können „arbeiten“. Es bleibt noch Zeit, den einen oder die andere etwas näher kennen zu lernen, die Gewinner bekommen noch eine Busführung und inzwischen sind auch ein paar alte (bzw. auch ganz junge) Bekannte vor Ort. Manche Gesichter sind doch wirklich überall anzutreffen 😉

Ein weiteres Highlight dieses Tages ist das Abendessen. Das ist erstens unglaublich lecker und dann auch mit sehr viel Liebe zubereitet. Die Küche kann man wirklich empfehlen und wer mal in Solingen ist, dem sei der alte Recke als abendlicher Tipp ans Herz gelegt. Näheres findet man hier: https://www.hotel-tack.com/
Zum Nachtisch gibt es einen Kuchen mit Schandmaul-Logo obendrauf. Wie gesagt: Hier hat man tatsächlich bei allem das Gefühl, dass es mit Freude und Liebe gemacht ist und das trägt enorm zum Wohlfühlfaktor bei.

Unser Kamerateam macht derweil den ganzen Tag den Laden unsicher und so mancher findet sich plötzlich in der ungewohnten Situation, eine riesen Kamera, ein Mikrophon und eine Interviewerin vor seiner Nase zu haben. Ich schnappe im Vorbeigehen ein paar Sätze auf und bin aufrichtig bewegt, was die Menschen hier zu uns zu sagen haben. Bei allem „Dankeschön“, das wir an diesem Abend hören sei an dieser Stelle auch mal ein riesen „Danke“ zurück gegeben. Zwischenmenschliche Interaktion hängt immer von beiden Seiten ab und was wir hier erleben dürfen ist einfach schön!

Schließlich ist es soweit und wir kommen zum Höhepunkt des Tages, unserem kleinen intimen Privatkonzert. Wir fühlen uns ein wenig zurück versetzt in alte Zeiten, als die Bühnen eben diese Größe hatten und es eben gerade mal 100 Leute vor der Bühne waren. Ich merke, wie ich in alte Muster verfalle. So beobachte ich nicht „die Menge“, wie sie mitgeht, sondern fixiere einzelne Gesichter. Das ist auf großen Konzerten gar nicht mehr möglich, schon allein wegen dem Abstand zum Publikum. Uns macht der Abend jedenfalls tierisch Spaß und so duschen wir nach der Show kurz, um uns dann wieder unters Publikum zu mischen und mit den Anwesenden zu feiern. Es wird gemeinsam musiziert, geredet, getrunken und gegen 1 Uhr (nach Winterzeit) machen wir uns wieder auf den Heimweg. Hier sitzen wir noch zusammen und philosophieren über diesen Abend. Schön war’s, da sind wir uns einig. Ein gelungenes Experiment, das man gerne von Zeit zu Zeit wiederholen kann.

Meine Koje ruft mich heute früher als gestern und als ich in Gröbenzell erwache und nach draußen blicke ist es weiß und dick verschneit. Na dann: frohe Weihnachten oder so…

Hipp Höpp

Ducky