25.10.2014, Kiel, Halle 400

25.10.2014, Kiel, Halle 400

Guten Morgen, liebes Tagebuch!

Es klopft an meine Scheibe. Wer ist da? Ich schiebe den Laden von meinem Bullauge auf die Seite und sehe dicke Regentropfen, die gegen den Bus prasseln. Wir rollen noch und sind von Kiel wohl noch ein Stück entfernt. Also drehe ich mich noch einmal um, an Schlafen ist aber nicht mehr zu denken und so stehe ich irgendwann auf und hole mir einen Espresso aus der Kaffeemaschine. Bodo steuert inzwischen die Halle 400 an, eine ehemalige U-Boot-Werft.
Ich packe meine Sachen und begebe mich in den Backstagebereich. Draußen ist es extrem ungemütlich und so bleibe ich einfach drinnen. Es ist noch relativ zeitig am Vormittag – „Morgen“ wäre jetzt doch übertrieben – doch die Bandkollegen sind noch in den Koje. Nur Anna ist schon auf mit klein Luis, aber die treiben sich im Tageszimmer rum. So habe ich den großen Backstageraum für mich, höre Musik, die MIR gefällt und kein Kompromiss für alle ist und das auch bei einer Lautstärke, die MIR gefällt und nicht dem einen zu leise, der nächsten zu laut ist. Ideale Bedingungen, den vergangenen Tag revuepassieren zu lassen und Tourbericht zu schreiben.
Meine Ruhe wird nur kurz von einem Alarm unterbrochen. Was ist passiert? Nun Matthias hat sich für seine Bedürfnisse die Behindertentoilette ausgesucht und den Spülknopf mit dem Alarmknopf verwechselt. Kann ja mal passieren… Dank Hallenbesitzer ist der Alarm irgendwann wieder aus, und Matthias um zwei Erfahrungen reicher: 1. Prüfe genau an was zu ziehst oder drückst und 2. Weiß er jetzt, wo der Alarm wieder ausgeht. Aber das ist Dank Erfahrung Nummer 1 auch nicht mehr so wichtig….

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Unsere Crew bemüht sich derweil, die zwar tiefe, aber sehr schmale Bühne sinnvoll aufzubauen. Das bedeutet, dass mein und Matthias‘ Riser stumpf im Truck bleiben. Michas Backlineplatz mit meinen Gitarren verschwindet zwangsläufig in den Gang hinter der Bühne. Suboptimal, denn da ist es kalt und zugig, auf der Bühne warm und feucht.

Nicht die besten Voraussetzungen für einwandfreies Tuning…

Also dann die Feuerschwänze eintreffen wir es ziemlich eng in dem schmalen Gang hinter der Bühne. Apropos Feuerschwänze: Die sind heute alle ein wenig bleich um die Nasenspitzen. Wir haben gestern noch ein paar Absacker getrunken, und ich dachte noch so: Finger weg von Gin und Rum… Und ließ auch meine Finger davon.

DAS werden sich die Kollegen in Zukunft auch denken…

Nach Abendessen und Co geht es langsam los, sich auf den Abend einzustimmen. Eine kollektive Dosis Nasenspray sorgt für halbwegs freie Schnupfennasen und nachdem sich die Feuerschwänze den letzten Tropfen Gin aus den Körpern geschwitzt haben, sind wir an der Reihe. Es wird ein spaßiger Abend mit ein paar kleinen Pannen, müssen doch beide Backliner von links auf die Bühne, was nicht unbedingt der allgemeinen Konzentration hinter der Bühne dient. Da darf sich Micha nachher ein paar lustige Sprüche anhören…
„Fehlt der Gitarre der Capodaster, wird der Song zu nem Desaster…“, Oder: „Stimmst du ungewollt auf D, tut’s im nächsten Song recht weh“… Und noch ein paar andere…

Wie gesagt, die Show ist ausgelassen und völlig durchgeschwitzt verlassen wir die Bühne, um schnell zu duschen und uns wieder zu den Fans zu begeben. Autogramme, Fotos, Gespräche bis die Halle geräumt wird.

Micha ist dank ein paar Beruhigungsgetränken in Hochform und organisiert kurzerhand eine Partymeile mit musikalischen Scheußlichkeiten, die mit kollektiver Polonaise durch den Backstageraum endet. Zum Glück ist Zeitumstellung, die geschenkte Stunde Schlaf kommt mir wie gerufen…

Gute Nacht!

Hipp Höpp

Ducky